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Gemeindewahlen Jüngste Bürgermeisterin im Land: Sophie Diderrich

Gemeindewahlen  / Jüngste Bürgermeisterin im Land: Sophie Diderrich
Sophie Diderrich ist mit 24 Jahren die jüngste Bürgermeisterin im Land. Ihr Vorgänger in der Gemeinde Nommern, Franco Campana, trat nicht mehr an.  Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Sophie Diderrich schlägt alle Rekorde. Mit 24 Jahren ist sie die jüngste Bürgermeisterin im Land, was schon vor dem offiziellen Wahltermin feststeht. Im rund 1.400 Einwohner zählenden Nommern muss am 11. Juni niemand ins Wahllokal. In der Majorzgemeinde haben sich bis jetzt sieben von neun notwendigen Gemeinderäten für das Amt gemeldet. Aus ihren Reihen haben sie die Jüngste als Primus inter Pares gewählt.

Den Schlüssel zum Rathaus hat sie noch nicht, vereidigt ist sie auch noch nicht und in die administrativen Sachlagen muss sie sich erst einmal einarbeiten. Angst macht ihr das nicht und schlaflose Nächte hatte sie nach ihrer Wahl vor wenigen Wochen auch noch nicht. Sophie Diderrich ist selbstbewusst, aber nicht arrogant, und strahlt Zuversicht und Vorfreude aus.

Als Treffpunkt schlägt sie den „Rocher Champignon“ etwas außerhalb des Dorfes Nommern vor. Der Felsbrocken aus luxemburgischem Sandstein liegt auf einer Anhöhe und hat die Form eines überdimensionierten Pilzes. In der nahen Umgebung deuten Schleifrillen auf anderen Steinbrocken auf menschliche Nutzung in der Keltenzeit hin. Touristen, der Rundwanderweg N4 führt daran entlang, kennen den Ort.

Für Nommern ist der Pilz so etwas wie das „Wahrzeichen“, so Diderrich, die diesen Platz mag. „Der Ort hat etwas Beruhigendes für mich“, sagt sie, während sie den kleinen Weg zu dem Naturwunder hochgeht. Und er hat kurioserweise etwas mit ihrer Familie zu tun. Ihr Bruder betreibt eine Champignonzucht auf dem elterlichen Milchviehbetrieb, den er übernehmen wird. Diderrich stammt aus einer Bauernfamilie, wohnt noch zu Hause, in einem der zwei kleinen der insgesamt aus fünf Dörfern bestehenden Gemeinde.

Sie arbeitet als „Agent de voyage“

„In Niederglabach gibt es mehr Kühe als Einwohner“, scherzt sie mit natürlicher Offenheit. Sie hat sich für eine andere berufliche Karriere entschieden und besucht die „Ecole d’hôtellerie et de tourisme du Luxembourg“, die sie 2019 abschließt. Danach beginnt sie in einem Reisebüro als „Agent de voyage“ in Marnach, wo sie immer noch arbeitet. „Man hat mit Menschen zu tun, das mag ich“, sagt sie. „Man hilft ihnen weiter und kann ihnen eine Freude machen.“

Die knappe halbe Stunde Fahrt macht ihr nichts aus. Im Gegenteil: „Das ist gut zum Abschalten nach der Arbeit“, sagt sie. Sie reist gern. In Kanada hat sie die Gegend um Vancouver besichtigt und Afrika, genauer gesagt Kenia, ist das nächste Ziel. Die Aussicht von dem Plateau aus, auf dem der „Champignon“ steht, auf die von Natur und Landwirtschaft geprägte Umgebung ist fantastisch. Das Leben ist ländlich geprägt. Größere Anlässe für die Einwohner wie „Quetschefest“, Frühjahrs- und Sommerkonzert des Musikvereins, Kiermes oder die „Baler“ der insgesamt rund ein Dutzend Vereine prägen das soziale Miteinander. 

Wenn die zukünftige Bürgermeisterin den typischen Nommerer beschreiben müsste, dann geht das so: „bodenständig, naturverbunden, gesellig und sympathisch“. Es klingt ein bisschen nach ihr selbst. Das Bürgermeisteramt ist kein Zufall. Engagement ist ihr sozusagen in die Wiege gelegt. „Meine Eltern waren immer aktiv in Vereinen“, sagt sie und lässt durchblicken, dass ehrenamtliches Engagement in ihrer Familie nichts Besonderes ist, sondern vielmehr Selbstverständlichkeit.

Ehrenamtliches Engagement liegt in der Familie

Sie selbst ist schon im Teenageralter Präsidentin des „Club des jeunes“ für fünf Jahre, acht Jahre arbeitet sie im Vorstand mit. Daneben engagiert sie sich seit 2015 bei der regionalen Landjugendsektion Diekirch, ist dort seit 2017 im Vorstand und ist seit 2020 deren Präsidentin. Im Februar 2022 beginnt ihre politische Karriere. Nach Komplementarwahlen zieht sie in den Gemeinderat ein. Zwei Mitglieder hören auf, sie ist eine der Nachrücker. 

Sie kandidiert, ohne jemandem etwas zu sagen. Zu Hause schlägt das erst einmal Wellen. „Meine Eltern fanden damals, ich sei noch zu jung“, erzählt sie. Mittlerweile nehmen sie das zupackende Wesen ihrer Tochter, mit dem sie nun auch in der Öffentlichkeit stehen wird, hin. Diderrich wartet nicht ab, sondern packt an, wenn es darauf ankommt. Kurz nachdem sie im Reisebüro angefangen hat, bricht Corona aus. Ein Einschnitt.

Diderrich meldet sich in einer „Maison relais“ und versorgt Kinder, während Flieger am Boden und Busse auf dem Parkplatz bleiben. „Ich wollte nicht zu Hause herumsitzen.“ Jetzt kommen Gesetzestexte, Reglements und komplizierte Dossiers auf sie zu. „Ich denke, ich kriege das hin“, sagt sie mit so ansteckender Zuversicht, dass jeder Zweifel daran überflüssig erscheint. Im Herbst kommt es in Nommern zu Komplementarwahlen. Dann hat sie zwei neue Kollegen im Gemeinderat.